DOTM Feature # 04 | Manuel Kahl – adretter Typ am Set

Manuel Kahl – wo dieser freundliche junge Herr auftaucht, sind zwei Dinge garantiert – die Stimmung steigt und der Groove wird knackig! Ein begeisterter Drummer der am Schlagzeug die Energien geradezu versprüht und mit ganzen Herz an seinen musikalische Projekten hängt – genauso wie an seinem Lieblingsverein Borussia Mönchengladbach, doch hierzu dann wiederum bitte keine Widerworte oder Diskussionen… alle Freundlichkeit hat schließlich ihre Grenzen. 


Name:  
Manuel Kahl
Jahrgang: 
1990
Lebt in: 
Heidelberg… der schönsten Stadt der Welt

Aus: …der schönsten Stadt der Welt 
Freizeit: Jammen, Musik hören – wann immer ich kann, Fußball-Schiedsrichterei nachgehen und mich auf das nächste Spiel von Borussia Mönchengladbach freuen. (momentan ja auch ein fröhliches Ereignis)
Favorite Food: Kasseler, Sauerkraut und Knödel – und was Mama sonst so kocht.
Favorite Movie: 
„Radio Rock Revolution“
Favorite Book:
 „Scar Tissue“ (Autobiografie von Anthony Kiedis)
Erste CD:
 „Love´s Divine –Seal“ (und ich stehe dazu
)
Favorite Drum-Book:
 „Drum Tuning – Nils Schröder“
Bestes Live-Konzert: 
Pink. Vor allem Mark Schulman ist ´ne coole Socke!
Erstes Drumkit: 
ein weinrotes Basix Set. Durch frühere Feuchtigkeit sind die Kessel gewellt. Used-Look 

Fußball: Borussia Mönchengladbach so oft und so viel wie es nur geht siegen sehen. Gerne auch direkt in der Fankkurve.
Motto: 
Warte nicht darauf… sei selbst das Wunder. (aus „Bruce Allmächtig“)


Hey Manuel, erzähle doch mal, seit wann spielst du Schlagzeug? Ich konnte noch – laut meiner Eltern – kaum sprechen, da wusste ich wohl schon, dass das Schlagzeug das einzige Instrument ist, dass wirklich gut zu mir passt. Also war klar ein Schlagzeug muss her – denkst´e! Da habe ich die Rechnung ohne meine Eltern gemacht. So ganz begeistert waren sie natürlich nicht. Mietwohnung? Kinderzimmer? Kein geeigneter Raum? Na da probieren wir doch einfach mal, ob der Junge sich auch für etwas anderes interessiert. Da ich ein musikalisches Kind war hat das auch einigermaßen gut funktioniert. So lernte ich bis zu meinem 12 Lebensjahr Akkordeon. Aber schon zu dieser Zeit konnte eigentlich nur das Schlagzeug im Akkordeon-Orchester mein Herz entflammen. Ich lernte dann über meinen damaligen Karnevalsverein Fanfare spielen. Später auch für kurze Zeit Trompete. Aber selbst dort interessierte ich mich mehr für die rhythmische Abteilung. Als ich mich dann 2006 für eine Schulaufführung ans Schlagzeug setzte und meine Eltern diesen Auftritt sahen, war ihnen klar, was es für mich zum 16. Geburtstag als Geschenk geben soll: Mein erstes Schlagzeug. Kein allzu tolles Teil, für mich damals aber mein Ein und Alles.

Wie ging es dann weiter? Ich habe komplett autodidakt begonnen – aber irgendwann bemerkt, dass man ohne Anleitung auf der Stelle tritt und mich entschieden Unterricht zu nehmen. Bei Thomas Zimmermann hab ich erst einmal gezeigt bekommen, dass zum Schlagzeug spielen mehr gehört als das reine „Druff-kloppen“. Für mich waren Begriffe wie „Paradiddle“ oder „Fill-In“ komplettes Neuland. Man merkt schnell, dass dir eine genaue Übungsstruktur Fortschritte beschert. Das kann manchmal etwas länger dauern, aber wenn ich mir jetzt Aufnahmen von vor ein paar Jahren anhöre, dann hört selbst ein Nicht-Schlagzeuger den Unterschied sofort. Noch heute kann ich jeder zeit zu Thomas kommen und mir wichtige Ratschläge einholen.

Was fasziniert dich am Schlagzeug spielen? Für mich ist es das vielseitigste Instrument. Ich kann dort kreativ sein, muss mich meistens nicht an vorgefertigte Strukturen halten. Außerdem ist es gerade für mich als Schichtdienst-Arbeiter ein perfekter Ausgleich zum Alltagstrott. Bei keinem Instrument kann man so schön auch mal angestaute Aggressionen loswerden…

Lieblingsalbum? Eines meiner absoluten Lieblingsalben ist „Blood Sugar Sex Magik“ von den Red Hot Chili Peppers. Besonders „Greeting Song“ hat es mir angetan. Anthony Kiedis schrieb in seiner Autobiografie „Scar Tissue“ zwar, dass er den Song regelrecht hasst, da der Text total einfallslos und einfach wäre. Das hält mich aber nicht davon ab den Song gut zu finden. Die Bassdrum-Figur finde ich extrem gut. Aber Vorsicht! Nur richtig „tight“ hört sich das richtig „fett“ an. Ich selbst verbrenne mir da immer mal wieder die Füße dran. Vorallem wenn ich einige Tage nichtmehr am Kit saß. Chad Smith (einer meiner absoluten Favoriten) spielt das auf diesem Album überragend.

Erzähle mal über Deine „Hör-Evolution“? Mein Vater seine Platten-Sammlung war und  ist bunt gemischt. Aber generell schon eher rockig angehaucht. So machte mein Musikgeschmack einige musikalische Entwicklungsschritte durch. Wie fast jeder Jugendliche hatte ich meine „Heavy- Metal- ich rebelliere- gegen- Alles- und – Jeden“ – Phase, aber das legte sich recht schnell. Generell ist mein Musikgeschmack eher rockig. Aber auch Genesis höre ich ab und zu sehr gerne. Seit einigen Jahren haben es mir auch alte Funk-Alben von James Brown und Co. angetan. Irgendwann suchte ich etwas „Härteres“. So kam ich zu den Red Hot Chili Peppers, die ich heute auch absolut am liebsten höre und auch spiele. Die Spielweise von Chad Smith finde ich kreativ, verspielt aber dennoch nie „overloaded“.

Hast Du einen Lieblingsgroove? Einen Lieblingsgroove gibt es für mich eigentlich nicht. Das kommt eigentlich immer ganz auf meine aktuelle Stimmung an. Mal mag ich es extrem verspielt und ein andern mal eher geradeaus. Aber funkig darf es immer gerne sein. 

Wie siehst Du den Drummer in einer Band? Der Drummer bzw. das Schlagzeug ist für mich das tragende Fundament der den „Groove-Apparat“ zusammenhält. Für mich mit das wichtigste Instrument überhaupt. Zwar meist nur im Hintergrund und selten wirklich hervorgehoben, aber von Wichtigkeit kaum zu übertreffen. 

Was für Drummer habe Dich besonders beeinflusst? Den ersten Drummer den ich konkret wahrgenommen habe war Klaus Scharfschwerdt von den „Puhdys“. Seinerzeit von 1984-1986 bester Schlagzeuger der DDR. Ein typischer „Geradeaus“- Rock- Drummer. Aber auch Phil Collins und Chad Smith gehören zu meinen Favoriten. Besonders letzt  Genannter zieht mir regelmäßig noch die Socken aus den Schuhen. Ab und bekomme ich mal gesagt, dass meine Spielweise an ihn erinnert. Also ich finde es gibt schlechtere Vergleiche. 


Was ist Dein „Favorite-Style“ und wie stehst Du zu gänzlich anderen Stilen, welche Art von Grooves bewegen Dich? Funkig und rockig gehören zu meinen favorisierten Stilen. Das ist natürlich nicht besonders detailliert. Aber das zeigt eigentlich, dass ich mich da nicht so genau festlegen kann. Es darf gerne auch mal in den Soul oder Jazz gehen. Die Musik bietet so viele Möglichkeiten. Weshalb also auf einer Stelle treten?!

Was übst Du derzeit und wie gehst Du da ran? Ich habe gerade in den letzten Tagen meinen Proberaum einem „Spätsommer-Putz“ verpasst, sodass ich mich auch mal wieder auf meinem Drumhocker kleben kann. Generell beginne ich meist mit einfachen Lockerungsübungen und spiele dann einfach erst einmal etwas einfacherer Figuren bevor ich mich dann für circa 20 Minuten auf anspruchsvolle Themeninhalte spezialisiere. Sobald ich merke, dass meine Konzentration nachlässt, oder ich die Technik vernachlässige, spiele ich wieder etwas Einfacheres und komme später darauf zurück. Meist spiele ich dann zwischen 1-2 Stunden. Vor Gigs können daraus dann auch mal vier Stunden werden.

Was treibt Dich immer wieder an neuen Dinge am Schlagzeug auszuchecken ? Ich möchte nicht einrosten oder im musikalischen Sumpf versinken. Der Musikmarkt entwickelt sich ständig, wenn du dann ständig nur im Kreis schwimmst gehst du schnell unter. Es gilt auch mal etwas Neues und Unbekanntes auszuprobieren.

Was treibst Du zurzeit musikalisch? In erster Linie beschäftige ich mich mit meiner Band „Stillist“. Außer den typischen Top-40-Coversongs schreiben wir an eigenen deutschen Funkrock-Songs. Ich spiele außerdem regelmäßig mit Cornelius Bender der vor kurzem sein Fernsehdebüt im SWR- Fernsehen gegeben hat. Demnächst wird das auch auf SWR3 zu hören sein. Ab und zu spiele ich aushilfsweise bei den verschiedensten Bands. Mal Rock mal Pop, mal Perkussion und das andere Mal mit großem Rock-Kit.

Vielleicht ein paar Worte zu der Musik-Scene in Deiner Stadt? Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich nicht wirklich etwas zur Heidelberger Musik-Scene sagen kann. Und das verrät eigentlich schon viel wie es in Heidelberg zugeht. Es ist für junge Musiker generell sehr schwierig wirklich renommierte Gigs und wertvolle Connections  zu bekommen. Ohne Vitamin-B läuft da leider nichts. Ein anderes Problem sind die mangelnden Locations. Mannheim ist da u.A. mit der alten Feuerwache weitaus besser ausgestattet.

Dein bisheriges Drum-Highlight? Komischerweise ist es nicht mein größter Gig, sondern das diesjährige Benefizkonzert meiner Band „Stillist“ für den ambulanten Kinderhospizdienst „KiDi“ Heidelberg. Es gibt für jeden Musiker natürlich nichts schöneres als zu sehen, dass Menschen das gefällt was du machst. Wenn du dann auch noch mit deiner Musik etwas für Kindern erspielen kannst, denen es nicht annähernd so gut geht wie dir, dann ist das eines der erfüllensten Augenblicke überhaupt.

Deine musikalischen Ziele? Weltkarierre! Spaß beiseite! Natürlich würde ich gerne meinen Lebensunterhalt von der Musik bestreiten. In dem wilden Haifischbecken des Musik-Business ist das natürlich ein nicht allzu einfaches Unterfangen. Deshalb lebe ich auf musikalischer Ebene eher in den Tag hinein. Ein Ziel, das ich mir vor Jahren gesteckt habe ist es über 50 Gigs im Jahr zu spielen. Da bin ich derzeit auf einem guten Weg.

Mit welchen Drummern würdest Du gerne mal Fachsimpeln? Allzu viel gebe ich nichts auf meist recht zwanghaftes „Und was spielst du so für Drumsets? Felle? Cymbals?“. Ich freue mich aber persönlich immer darüber, wenn ich kleine Jungen und Mädchen ein Stückchen mehr für das Schlagzeugspielen begeistern kann. Für mich war es als kleiner Manu immer das Größte, nach einem Konzert etwas Neues über die Welt des Drummens zu hören.

Wie siehst Du die Zukunft der Musikbranche? Gerade im Bereich des Drummings mache ich mir ein wenig Sorgen. Mir persönlich wird das alles etwas zu elektronisch, zu sauber und akkurat ausgearbeitet . Ich mag es gerne, wenn man hört, dass es handgemacht ist. Von allzu viel elektrischen Spielereien halte ich nichts.

Wenn Du einen musikalischen Wunsch frei hättest, dann…? Würde ich mir wünschen, dass ich auch noch in 70 Jahren gesunde Hände und Füße habe um meiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen.


Du hast eingangs als Favorite-Book „Drum-Tunig von Nils Schröder genannt, kannst Du da mehr zu sagen? Als ich angefangen habe Schlagzeug zu spielen war meine Drum-Tuning-Methode genauso unausgereift wie mein Getrommel selbst. Anfangs habe ich geklebt, gestopft und abgedeckt wo und wie es nur ging. Mit mäßigem Erfolg versteht sich. Nach ein paar Jahren Erfahrung hat sich das aber stark geändert. Ich nehme mir viel Zeit zum Aufziehen neuer Felle. Besonders achte ich darauf, dass der Kessel selbst gut schwingt und nah an die Raumresonanz kommt. Man merkt beim Stimmen sofort, wenn diese Resonanz erreicht ist, da zB. die Tom viel wärmer und voller klingt. Mittlerweile haben Tempotaschentücher und Gaffa-Tape ausgedient. Ich verwende gelegentlich Moongel umd gerade bei Aufnahmen die Obertöne zu reduzieren.Für mich sollte der Klangcharakter die das im Kessel verarbeitete Holz mit sich bringt, hervorgehoben werden. Was bringt mir das tollste Mahagoni-Kirsch-Birke-Set, wenn es klingt wie aus Pappe. 

Dein Equipment? Tama Superstar Hyperdrive in Custom Titanium Fade. Schönes Teil.  Besonders haben es mir die kurzen Tom-Kessel angetan. Klingen perkussiver und direkter als längere Toms. Außerdem besitze ich ganz stolz eine 14“x8“ Cherry-Snare von Tama. Feines Ding. Im Klang sehr bauchig. Aufgrund der Größe natürlich nicht besonders knackig dafür mit einer sehr warmen und detaillierten Fellansprache ausgestattet.  

Beschreib doch mal Dein Set-Aufbau? Ich muss da aufgrund der verschiedensten Locations recht flexibel sein. Aber meist spiele ich mit einer hängenden Tom und zwei Stehenden. Das Ride Becken habe ich immer recht gerne nahe an mir, sodass ich gerne auf eine weitere hängende Tom verzichte. Bei akustischen Projekten dienen mir seit Jahren ein Cajon (Schlagwerk)  und unzählige Shaker von Meinl und Co. Cajon spiele ich (leider) derzeit live sogar häufiger als mein Drumset. Gerne gesehen in kleineren Locations,

Drums: Tama Superstar Hyperdrive
22″x18″ Bass Drum
10″x6,5″ und 12″x07″ Toms
14″x12″ und 16″x14″ Stand Toms
14″x8″ und 14″x5,5″ Snare Drum

Sticks: Ich verwende in erster Linie Vater 1A. Aber sehr gerne auch mal Rods oder Besen.

Hardware: Ich schwöre auf Tama-Hardware. Mein Rücken sieht das zwar nicht so, aber diese Teile haben ein recht so verdammt schwer zu sein. Da kannst du auch mal ein wenig ausgelassener drummen ohne dass sich etwas verschiebt oder plötzlich runterhängt.

Cymbals: Sabian (Pro Sonix; AAX) Istanbul und viele Andere. Auf eine bestimmte Marke lege ich mich beim Kauf eigentlich nie fest. Probieren geht über studieren.

Felle: Evans EMAD2 Clear für die Bassdrum. So habe ich einen schönen Punch und die nötige Wärme bekommen. Durch die herausnehmbaren Dämpfungsringe kann ich somit auch mal ein wenig variieren. Für die Toms verwende ich meistens Remo Powerstroke. Für die Snare ein Remo CS Coated.

Technik: Ich hatte mal ein E-Drumset von Alesis. Aber irgendwie konnte ich mich nie so ganz damit anfreunden. Seitdem verzichte ich eigentlich auf alle elektrischen Schlaginstrumente. Aber vielleicht ändert das sich auch wieder.


Was hat du Dir zuletzt gekauft? Ein T-Shirt mit V-Auschnitt. Auch am Schlagzeug möchte man ja adrett gekleidet sein. 


Danke für das Interview Manuel! 

Ready. Set. Groove!